Das Dorf im Dorf

Sitzung des Ausschusses für Ortsentwicklung und Wirtschaftsförderung (Ortsentwicklungsausschuss)  am 02.02.2022

 

Ein Dorf im Dorf, so hat es das, was da in Ashausen am Schulweg geplant ist, ein Ratskollege bezeichnet. Man könnte ihm fast Recht geben. Über 50 Wohneinheiten verteilt auf 9 Häuser sind schon eine beachtliche Größe.

Sorge bereitet den Ratsmitgliedern allerdings zum einen der geringe Abstand von ca. 1 m zur Straße Schulweg für ein 2-geschossiges Gebäude und die geringe Anzahl von Stellplätzen auf dem Gelände. Das Mobilitätskonzept sieht nur 1 Stellplatz pro Wohneinheit vor und die Ratsmitglieder fragen sich zu Recht, was passieren wird, wenn nicht alle Bewohner und Besucher einen Parkplatz auf dem Gelände finden. Hier wird „wildes“ Parken auf dem Schulweg befürchtet. Der Schulweg ist jedoch wie der Name schon sagt ein Schulweg, sehr abschüssig und wird von vielen Grundschülern mit dem Fahrrad befahren. Wenn hier zu den Neuverkehren der 50 Wohneinheiten auch noch Behinderungen durch verbotswidrig parkende Pkw kommen, wird es für die Grundschüler sehr gefährlich, da sie keinen eigenen Radweg haben. Ob ein solcher Radweg im Rahmen einer Querschnittsneugestaltung möglich ist, scheint sehr zweifelhaft angesichts der engen Verhältnisse.

Bemängelt wurde auch, dass viele Stellplätze in die Bereiche der Baumkronen hinein ragen. Damit sind Beschädigungen des Wurzelwerks vorprogrammiert, was den Bäumen sicherlich nicht gut tut.

Bei so vielen Unklarheiten und Ungereimtheiten wurde beschlossen, nicht zu beschließen. D.h., die Bedenken der Ausschussmitglieder werden an den Investor herangetragen und er muss Verbesserungs- bzw. Änderungsvorschläge machen. Und erst danach geht der Bebauungsplan in die öffentliche Auslegung.

 

Das Ergebnis der nächsten Abstimmung wird vor allem zahlreiche Eltern erfreut haben. Der Ausschuss beschloss einstimmig den Bebauungsplan für den Bau der Kita Duvendahl. Endgültig rechtsgültig wird er dann mit Ratsbeschluss am 23.02.2022. Reine Formsache.

 

Zum Schluss gab es noch ein Bonbon für die Anwohner am Stemmbruch. Dem Antrag auf Änderung des Bebauungsplans „Fachenfelde Neufassung westlich der Uhlenhorst“ wurde mehrheitlich zugestimmt.

 

Alles in allem ein gelungener Start.

 

Harald Kottsieper, 05.02.2022

Abschiedsvorstellung

Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 06.10.2021

 

Am 06.10.2021 fand die letzte Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses in alter Besetzung statt, da der neu gewählte Rat sich erst im November konstituieren wird. Somit war es für einige Mitglieder persönlich auch die letzte Sitzung. Auch für die BIGS? Auch für Harald Kottsieper? Nun, wer die Spannung um die Antwort auf diese Frage nicht aushält, der möge direkt an das Ende dieses Artikels springen. Allen anderen empfehle ich, entspannt weiter zu lesen und damit erst einmal etwas über den Inhalt der Sitzung zu erfahren.

 

Da war zunächst einmal der Bebauungsplan „Heukoppel West“. Kennen Sie nicht? Macht nix. Wer weiß denn schon dass sich dahinter der Kita-Neubau in Ashausen verbirgt? Jetzt wissen es aber zumindest alle, die bis hierhin weiter gelesen haben. Die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung hat stattgefunden und es gab erfreulicherweise keine wesentlichen Änderungen. Auffällig ist, dass die Freiflächen für die Kinder gerade mal die Mindestanforderungen erfüllen. Schade eigentlich, aber es steht eben nicht mehr Grundstück zur Verfügung und für langwierige Nachverhandlungen ist keine Zeit, da die Kita so schnell wie möglich errichtet werden soll. Spannender ist da die Frage der Pkw-Stellplätze. Die Grünen forderten weniger Stellplätze. Die Praktiker wiesen im Gegenteil darauf hin, dass die geplanten 22 Stellplätze bei weitem nicht ausreichen um die vielen Eltern, die Ihre Kleinen mit dem Auto zur Kita bringen wollen, aufzunehmen. Und die Realisten, zu denen sich auch die BIGS zählt, prognostizieren, dass die Anzahl der Parkplätze gar nicht über Verkehrschaos oder Verkehrsberuhigung entscheiden wird, da es in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Kita-Stoßzeiten diverse Parkmöglichkeiten für Kurzzeitparker gibt und geben wird. Hier wird wohl noch viel Detailarbeit zu leisten sein im Zuge der ausstehenden öffentlichen Auslegung.

 

Das zweite große Thema waren die Ergebnisse der bereits erfolgten öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans „Harburger Straße – Bergstraße – Deependahl“. Hier könnte man sagen: im Westen nichts Neues. Fast nichts! Eine Änderung gab es doch, denn der vorgesehene Mindestabstand von 8m (statt 6m) zwischen den Gebäuden wirft juristische Probleme auf, da es keine einheitliche Baulinie gibt und es bei den Eckgrundstücken schwierig werden könnte, überhaupt noch bauen zu können. Um dies alles zu vermeiden, wurde auf eine solche Festlegung verzichtet. Klargestellt wurde auch noch einmal, dass für die neu entstehenden Häuser keine zusätzlichen Grundstückszufahrten entstehen dürfen und auch keine Erschließungsstraße gebaut wird. Wer also in zweiter Reihe baut muss sich am davor liegenden Grundstück ein Überfahrtsrecht im Grundbuch sichern.

 

Und nun möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Bürgern bedanken, die ihr Kreuzchen bei der BIGS oder bei mir persönlich gemacht haben und beende diesen Bericht mit einem Zitat eines in meiner Generation wohl noch sehr bekannten rosaroten Panthers. Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage . . .

 

Ihr / Euer

Harald Kottsieper

Architektonische Selbsthilfe

Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 14.06.2021

 

schon mal gehört, diesen Begriff? Klingt nach „ich spar mir das Architektenhonorar und mache alles selbst“, egal mit wie viel (oder wenig) Sachverstand. Gemeint war aber etwas anderes, als der Begriff in der Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses fiel.

Es ging um den Bebauungsplan „Harburger Straße – Bergstraße – Deependahl“. In diesem Quarre soll eine Nachverdichtung als Innenentwicklung ermöglicht werden, sprich, durch Bauen in zweiter Reihe sollen einige dringend benötigte Bauplätze geschaffen werden. Ein sehr guter Ansatz, damit nicht ständig neue Baugebiete ausgewiesen werden müssen, die entsprechend Flächen versiegeln und die Infrastruktur weiter belasten.

Der Entwurf weist einige positive ökologische Aspekte auf. So dürfen keine neuen Zufahrten entstehen, sondern die neuen Häuser müssen über bereits bestehende Grundstückszufahrten erreicht werden können. Auch wird eine Stellplatzzahl von 2 festgelegt. Das heißt, für jedes neue Haus sind 2 statt der sonst üblichen 1 oder 1,5 Stellplätze nachzuweisen. Durch diese Maßnahmen soll verhindert werden, dass mehr Autos am Straßenrand parken. Sehr gut! Für eine gute Belichtung und Belüftung sorgt der vorgegebene Abstand von 8 m (statt der üblichen 6 m) zwischen den Häusern und die ökologisch sehr fragwürdigen Stein- und Schottergärten werden von vorneherein verboten. Alles in allem ein sehr gelungener Entwurf.

Doch was hat es mit der eingangs zitierten architektonischen Selbsthilfe auf sich? Damit sind bauliche Maßnahmen an den Bestandsgebäuden entlang der Harburger Straße (K86, ehemals B4) gemeint. Diese sind durch den Straßenverkehr einem aus heutiger Sicht deutlich zu hohen Lärm ausgesetzt. Aber es gibt Bestandsschutz, so dass die Besitzer nicht gezwungen sind, Änderungen vorzunehmen. Wenn jedoch Änderungen an den Gebäuden vorgenommen werden, dann müssten die nun neuen Bestimmungen des B-Plans eingehalten werden, was in den meisten Fällen nur durch Abriss und Neubau erreichbar wäre. Um dies Härte zu verhindern, gestattet man, stattdessen durch andere bauliche Maßnahmen, wie z.B. Schallschutzfenster, Schlafräume nicht zur Straße hin usw. die Lärmschutzbestimmungen (weitestgehend) zu erreichen. Dies nennt man dann architektonische Selbsthilfe. Alles klar? Wieder was dazu gelernt.

 

Harald Kottsieper, 14.06.2021

Maschen? Läuft (II)

Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 10.03.2021

 

Nachdem am vor fast genau 3 Monaten im Ortsausschuss die verbesserte Ampelschaltung an der Autobahnauffahrt Maschen vorgestellt wurde, gab es diesmal den gesamten Strauß an Verbesserungen für die Anschlussstelle Maschen zu bewundern. Die Verbesserung der Ampelschaltung ist ein erster Schritt, der sofort (im Sommer?) umgesetzt werden soll. Danach geht es an Teil 2, die Verbreiterung der Abfahrt Maschen um eine Spur. Dies bringt auch eine weitere Kapazitätssteigerung von der vor allem die Steller Autofahrer, aber auch die künftigen Aldi-Laster profitieren werden. Das reicht für den Anfang, aber auch nur für den Anfang. Spätestens 2030 wird die Kreuzung wieder überlastet sein, weil die Gemeinden Stelle und Seevetal durch Ausweisung von neuen Gewerbe- und Wohngebieten für ordentlich Mehrverkehr auf der K86 sorgen werden. Dann schlägt die Stunde der Autobahnplaner. So ist es doch wirklich gelungen, den Bund davon zu überzeugen, die Anschlussstelle Maschen zu erweitern. Das beauftragte schlaue Ingenieurbüro hat doch tatsächlich eine Lösung gefunden, wie man für schlappe 5 Mio € die Anschlussstelle nachhaltig ausbauen kann. Ursprünglich waren fast 15 Mio € veranschlagt. Des Pudels Kern: die Steller bekommen in Richtung Hamburg eine eigene Auffahrt auf die Autobahn am Fachenfelder Weg und können sich damit die nervige Kreuzung in Maschen sparen. Und wer aus Lüneburg kommt, kann auch vorher abfahren am Hastedtweg und sich, wenn er nach Stelle will, auch die Kreuzung sparen. Fazit also: Geht doch! Gemeint ist die Lösung der Verkehrsprobleme, wenn das Aldi-Zentrallager kommt. Offiziell ist das natürlich keine „Aldi-Anschlussstelle“, aber profitieren davon tun alle, auch Aldi.

 

Harald Kottsieper

 

Es grünt so grün, wenn . . .

Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 03.03.2021

Es grünt so grün, wenn Steller Bäume blühen, so könnte man nach den diversen Beschlüssen des Ortsentwicklungsausschusses vom 03.03.  beschwingt trällern in Anlehnung an den berühmten Song aus dem Musical „My fair Lady“.  Ging es doch bei fast allen Tagesordnungspunkten um Bäume.

Zunächst war da der Satzungsbeschluss für den Bestattungswald – endlich!

Dann die Überraschung: Dem Vorschlag der Verwaltung, eine Änderung des Bebauungsplans „Duvendahl“ im beschleunigten Verfahren ohne Umweltprüfung durchzuführen, wurde von der Mehrheit der Ausschussmitglieder eine Abfuhr erteilt. Denn das hätte die Möglichkeit geschaffen, die GRZ-Zahl von 0,35 auf 0,6 zu erhöhen ohne einen Ausgleich für die zusätzlich versiegelten Flächen schaffen zu müssen. Solch ein Umweltfrevel . . . nicht mit uns.

Westlich der Uhlenhorst ist im Bebauungsplan angeblich ein 10 m breiter Pflanzstreifen im Bereich der Reihenhausgrundstücke festgelegt. Es stellte sich jedoch im Verlauf der Sitzung heraus, dass es nur 7 m sind. Doch auch dies wurde von einigen Hausbesitzern nicht so ernstgenommen. Es sind einige Gartenhäuser, Fahrradschuppen und andere Nebengebäude entstanden, die zum Teil deutlich in diesen Pflanzstreifen hineinragen. Dies im Nachhinein zu legalisieren und gleichzeitig den Erhalt der dort gewachsenen Bäume zu gefährden . . . nein, auch das nicht mit uns. Forderung des Ausschusses stattdessen: noch mal mit den Bürgern reden und einen abgestimmten Vorschlag präsentieren, der von den Bürgern mitgetragen wird und den Erhalt der in dem Pflanzstreifen bestehenden Bäume garantiert.

Und zum Schluss die größte Wohltat. Da wollte doch tatsächlich jemand ein 1,7 ha großes Waldgrundstück in Bauland umgewandelt haben. Soviel Wald mal eben opfern? Unvorstellbar! Anderseits wird Bauland auch benötigt und für das Grundstück sieht der Flächennutzungsplan tatsächlich „Wohngebiet“ vor. Also entschied der Ausschuss, die Entscheidung dem nächsten Rat zu überlassen, der im September gewählt wird.

Weht da ein neuer Wind? Klima- und Umweltschutz hat mittlerweile eine breite Basis gefunden und das ist gut so. Unsere Kinder und Enkel werden es uns danken.

Harald Kottsieper, 04.03.2021

Maschen? Läuft

Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 09.12.2020

Einziges Thema war mal wieder das geplante oder besser gesagt gewünschte Aldi-Zentrallager. Es wurden die Einwendungen und Anregungen der dritten Auslegung und die dazu von der Verwaltung vorgenommene Abwägung diskutiert. Spektakuläre neue Entwicklungen gab es zwar nicht, aber zwei interessante Aspekte, die den Verkehr betreffen. Da ist zum einen die Kreuzung in Maschen. Jeder weiß, dass sie heute schon überlastet ist. Aber wie kann die Kreuzung dennoch die zusätzlichen ALDI-Laster verkraften? Nun, wenn man mal ganz genau hinguckt und sich mehr Zeit nimmt als üblich, dann lassen sich doch noch Leistungsfähigkeitsreserven entdecken, die bisher keiner gesehen hat. In diesem Fall sind es die Phantom-Fußgänger, die die K86 (nicht) queren. Damit sie die Straße sicher queren können, erhalten sie 15 Sekunden grün. Gleichzeitig dürfen nur die Autos aus der Homsstraße fahren, die aber nur durchschnittlich 6 Sekunden grün brauchen. Nun hat man aufgrund der Bürgerbedenken aus Stelle eine aktuelle Verkehrszählung mit Videokameras durchgeführt und dabei entdeckt, dass es pro Stunde nicht mal eine Handvoll Fußgänger gibt, die die K86 queren. Und schon lag die Lösung auf dem Tisch. Wenn bei grün gar keine Fußgänger da sind, braucht man auch nur 6 statt 15 Sekunden grün für die Homsstraße zu geben. Die gesparten 11 Sekunden erhält die K86 aus Stelle und schon können 2 ALDI-Laster über die Kreuzung rüber. Das ganze 30 mal in der Stunde macht 60 ALDI-Laster, aber so viele sind es bei weitem nicht. Quintessenz: Maschen läuft! Und tatsächlich (oh Wunder) läuft Dank dieser neuen Ampelschaltung der Verkehr trotz der zusätzlichen ALDI-Laster besser als heute.

Und dann ist da noch der geplante Kreisel an der Uhlenhorst, an den das ALDI-Gelände anschließen soll. Dieser wurde mit 45m Durchmesser geplant obwohl 40m ausreichen. Argumentiert wird damit, dass dann der Winkel zwischen der „neuen ALDI-Straße“ und der Kreiselausfahrt Richtung Stelle zu spitz wird und von LKW nicht mehr befahren werden kann. Hallo, geht´s noch??? Laut Zusage von ALDI sollen doch auch gar keine LKW vom Zentrallager aus durch Stelle fahren. Bis auf den einen am Tag, der die Filiale Stelle bedient. Der kann sein Ziel dann aber dadurch erreichen, dass er eine ganze Runde durch den Kreisel dreht. Allein durch den verringerten Kreiseldurchmesser könnte man 7 Bäume die direkt an der K86 stehen retten und die Zufahrt vom Kreisel zum ALDI-Gelände könnte so weit verschoben werden, dass sie das Biotop nur noch minimal oder gar nicht schneidet. Ein Antrag des Verfassers dieser Zeilen, die Planung entsprechend zu ändern, wurde mit der Mehrheit aller SPD- und CDU-Ratsmitglieder abgelehnt. Ein Pyrrhussieg? Wir werden sehen.

Harald Kottsieper, 11.12.2020

Steuergeldverschwendung vermeiden

Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 09.11.2020

 

Wenig spektakulär verlief die Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 09.11.2020. Es mussten Beschlüsse gefasst werden zum Haushalt und zu anstehenden Bebauungsplänen.

Mit großer Mehrheit bei jeweils einer Gegenstimme wurden für den geplanten Lebensmittelmarkt in Ashausen am Büllhorner Weg der Bebauungsplan und die notwendige Flächennutzungsplanänderung beschlossen.

Für die Nutzung eines an den Friedhof Ashausen angrenzenden Waldstückes als Bestattungswald musste formal der dortige Bebauungsplan geändert werden, obwohl dort gar nichts gebaut werden soll. Aber die Beisetzung von Urnen in einem bestehenden Waldstück ist offensichtlich eine Frage des Baurechts. So ist sie nun mal die deutsche Gründlichkeit als Reiterin des oft zitierten wiehernden Amtsschimmels.

Auch der Hainfelder Hof kann wie geplant umgestaltet werden. Dort darf nun der ALDI-Markt vergrößert werden. Aber nur, wenn auch die Verkehrssituation verbessert wird. Und weiter östlich zwischen K86 und der Bahn darf am Achterdeicher Weg auch gebaut werden, aber nur mit strengen Lärmschutzauflagen.

Zum Schluss gab es dann noch einen freundlichen Hinweis der BIGS auf eine möglicherweise bevorstehende Steuergeldverschwendung. Für den Ausbau der Einmündung Seeveblick (Neubaugebiet Oldendörpsfeld West) sollen Finanzmittel in Höhe von über einer halben Million Euro bereitgestellt werden. Beim Betrachten der Pläne sieht man, dass auf der K86 (ehemalige B4) eine separate Linksabbiegespur und eine Querungshilfe für Fußgänger gebaut werden soll. Beides erscheint jedoch ziemlich überflüssig. Eine Querungsmöglichkeit für Fußgänger gibt es in östlicher Richtung am bestehenden Kreisel Grasweg und in westlicher Richtung, also stadtauswärts nach Maschen, gibt es eigentlich keine Ziele für Fußgänger. Und für 15 Autos (das ist der Maximalwert pro Stunde, den ein Verkehrsgutachten ermittelt hat) braucht man auch keine separate Linksabbiegespur. Hoffen wir also, dass diese Planung noch mal überdacht und so nie verwirklicht wird, sondern in deutlich abgespeckter Form. Einsparungen von 200.000 € und mehr scheinen hier möglich. Dieses Geld kann wahrhaftig sinnvoller verwendet werden. Leser dieser Zeilen, die dazu eine Idee haben, dürfen sich gerne bei der BIGS melden. Wir sind erwartungsvoll.

Verwaltung – Ingenieurbüro – Politik: Dreikampf oder Dreiklang – das ist hier die Frage

 

Bauausschusssitzung vom 02.11.2020

 

Die prognostizierte Kostenexplosion bei der Sanierung der Uhlenhorst hat doch so manch skurrile Ansichten zu Tage treten lassen. Das planende Ingenieurbüro erläuterte die Gründe für die hohe Kostenschätzung. Unter anderem wurde für den Regenwasserkanal ein größerer Durchmesser (1600 bis 1800 mm Durchmesser statt der vorhandenen 1200 mm) angesetzt, was einen Neubau statt einer Sanierung zu Folge hat. Erstaunlich nur: der vorhandene Kanal mit 1200 mm Durchmesser zeigt keinerlei Überlastungserscheinungen und ist rechnerisch ausreichend groß. Antwort des Ingenieurbüros: das ist eine Annahme zur sicheren Seite. Genau weiß man es erst, wenn ein neuer Generalentwässerungsplan erstellt ist, der konkretere Zahlen über die Regenwassermengenverteilung im Einzugsgebiet der Uhlenhorst liefert. Dann wird irgendeine Zahl zwischen 1200 und wahrscheinlich deutlich unter 1800 herauskommen.

Was also tun? Die Verwaltung verwies auf die Entscheidungsbefugnis der Politiker. Ja, sollen denn etwa die Ratsmitglieder aus dem Bauch heraus den Durchmesser des Kanals festlegen, weil weder die Verwaltung noch das Ingenieurbüro es tut? Tatsächlich schienen einige Ausschussmitglieder das für möglich zu halten. So stellte die Vorsitzende einem dieser Ratsmitglieder dann die Frage: “Welchen Durchmesser schlagen Sie vor, [Kunstpause] politisch?“ Wie bitte? Die Dimensionierung eines technischen Bauwerks durch das Bauchgefühl von Politikern festlegen lassen und die Verwaltung und das fachkundige Ingenieurbüro schweigen? Geht‘s noch???

Doch zum Glück sitzen auch mindestens zwei besonnene und aufgrund ihres Berufs einigermaßen fachkundige Ratsmitglieder im Ausschuss. So kam es dann zu einer Fachdiskussion, die eine gewisse Zeit in Anspruch nahm, aber am Ende zu einer guten Lösung führte:

— Die Maßnahme wird auf zunächst 2022 verschoben.

— Bis dahin werden die Daten für die Überarbeitung des Generalentwässerungsplanes für das ganze Gemeindegebiet durch Befliegung erhoben.

— Die Auswertung für das Einzugsgebiet der Uhlenhorst wird vorgezogen und schnellstmöglich durchgeführt, damit verlässliche Grunddaten zur Dimensionierung des Kanals frühzeitig vorliegen, auch wenn der gesamte Generalentwässerungsplan erst später fertig wird.

Es zeigte sich wie gut es ist, wenn Politiker nicht nur Politiker sind, sondern auch ihr Fachwissen einbringen. Zum Wohl der Bürger von Stelle.

Harald Kottsieper, 03.11.2020