Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 24.04.2017
Im Westen nichts Neues? Ja und Nein. So muss die Antwort lauten, wenn man sie auf die jüngste Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 24.04. im Schützenhaus bezieht. Fangen wir daher mit dem positiven an, nämlich mit dem Nein.
Nein, es gibt nicht nichts Neues*. Neu ist nämlich eine GmbH (Gemeinschaft mit berechtigter Hoffnung). Gemeint sind die Bürger im Westen von Stelle in den Neubaugebieten Oldendörpsfeld und künftig Grasweg West. Diese haben seit dem 24.04. die berechtigte Hoffnung, dass auf dem Gelände des ehemaligen REWE-Markts wieder ein Nahversorgerverbrauchermarkt gebaut wird. Konkret hat der Ausschuss einstimmig beschlossen, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan „SO-Verbrauchermarkt Oldendörpsfeld-Nord“ aufzustellen. Geplant sind hierfür der Abbruch der bestehenden Gebäude (Verbrauchermarkt und Getränkemarkt) und der Neubau eines Verbrauchermarktes mit einer Verkaufsfläche von bis zu 1.200 m², also deutlich größer als der bisherige. Für ein solches Vorhaben muss der bestehende Bebauungsplan in diesem Bereich aufgehoben und durch einen neuen vorhabenbezogenen Bebauungsplan ersetzt werden, da das bisherige Baurecht ein Gebäude in dieser Größe nicht gestattet. Da sowohl die Verwaltung als auch alle Fraktionen dem positiv gegenüber stehen, besteht die berechtigte Hoffnung auch darin, dass die notwendigen Formalitäten auch „schnell über die Bühne gehen“, da es keine Konfliktpunkte gibt. Es stände den Stellern (Bürgern, Politikern und Verwaltung) jedenfalls gut zu Gesicht, eine Planung auch einmal zügig zu realisieren. Gegenbeispiele haben wir in der letzten Zeit wahrlich genug gesehen.
Damit wären wir dann auch bei der zweiten Antwort angekommen, dem bedauerlichen Ja. Ja, ganz im Westen gibt es nichts Neues. Der REWE-Konzern möchte sein Zentrallager in Richtung Norden, also zur Wohnbebauung hin erweitern. Damit rückt der nächtliche Lärm näher an die Bebauung heran. Aber was die Bürger augenscheinlich viel mehr beeinträchtigt, ist die Höhe des Gebäudes, nämlich satte 22m. Wahrlich alles andere als eine schöne Aussicht. Dies wurde dem Verwaltungsausschuss schon im Sommer und den Anwohnern im Dezember 2016 vorgestellt und jetzt der Öffentlichkeit und dem OEW-Ausschuss – ohne irgendwelche Änderungen, die die Beeinträchtigungen der Bürger reduzieren würden. Eben nichts Neues. Trotz aller Proteste der Bürger wurden die Pläne mit den Stimmen der beiden großen Parteien mit der denkbar knappsten Mehrheit durchgewunken. Auch nichts wirklich Neues. Also geht der Vorentwurf jetzt strittig in die zweite Runde, die vorzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung. Das knappe Abstimmungsergebnis hat gezeigt, dass jetzt Kompromissbereitschaft gefragt ist. Bei allen Beteiligten: Bürger, Verwaltung, Politiker, REWE-Group. Die Chancen sind da. Jetzt müssen sie auch genutzt werden.
Harald Kottsieper
* Wer auf die Frage, ob es im Westen nichts Neues gibt, ein ehrliches Nein erhält, hätte stattdessen auch fragen können, ob es etwas Neues gibt und hätte dann ein eindeutiges Ja als Antwort erhalten.